Wiljan Laarakkers führte kürzlich ein Interview mit Mari Hermanns, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der RWTH Aachen, zum Thema materielle Zirkularität im Immobiliensektor. Frau Hermanns hat mit der Moringa GmbH, einem Schwesterunternehmen der Landmarken AG, das Projekt „Material Recovery Right“ ins Leben gerufen, das finanzielle Anreize zur Förderung der Kreislaufwirtschaft im Immobilienbereich bieten soll. Moringa setzt sich für nachhaltiges Cradle-to-Cradle-Bauen ein.
Zur Kreislaufwirtschaft gehört auch der Rückbau von Beständen bzw. der Einbau gebrauchten Materials aus anderen Rückbauprojekten. Dass das in Deutschland nicht immer einfach ist, da Materialien aus dem Rückbau nicht als Wertstoffe, sondern als Abfallstoffe gelten und damit starken Reglementierungen unterliegen, ist bekannt. Die Learnings aus dem Interview mit Wiljan Laarakkers sind:
Bauabfälle als Rohstoffe: Abgebaute Baustoffe werden zunehmend als potenzielle Rohstoffe für die Zukunft und nicht mehr als Abfall angesehen. Ziel ist es, diese Materialien zu recyceln und wiederzuverwenden, um die Umweltbelastung zu verringern und Ressourcen zu schonen.
Downcycling- und Recycling-Herausforderungen: Während die Abbruchindustrie hohe Recyclingquoten (rund 95 %) erzielt, erfolgt ein Großteil des Recyclings durch Downcycling, bei dem Materialien mit einer geringeren Qualität als das Originalprodukt recycelt werden. Dies ist auf die Herausforderungen bei der effektiven Trennung und Wiederverwendung von Materialien zurückzuführen, insbesondere wenn Gebäude aus Materialien gebaut werden, die schwer zu demontieren sind.
Herausforderungen beim zerstörungsfreien Abbruch: Zerstörungsfreie Methoden zur Materialentfernung beim Abbruch sind für die Wiederverwendung erwünscht, erfordern jedoch erheblichen Aufwand und Zeit. Der Prozess umfasst den sorgfältigen Ausbau, die vorübergehende Lagerung und den erneuten Einbau von Gegenständen wie Fenstern, Türen und Decken. Architekturentwürfe berücksichtigen oft nicht die Materialien, die bei Abrissen gerettet werden können, was zu Ineffizienzen führt.
Wirtschaftliche Hürden bei der Wiederverwendung von Materialien: Die wirtschaftlichen Aspekte der Wiederverwendung von Materialien können eine Herausforderung darstellen. Die Kosten für die zerstörungsfreie Entfernung, Lagerung und Vorbereitung zur Wiederverwendung können manchmal die Kosten für die Beschaffung neuer Materialien übersteigen. Dies kann die Praktikabilität der Wiederverwendung geborgener Materialien in Bauprojekten einschränken.
Baupraktiken müssen überdacht werden: Um eine effektive Materialtrennung und Wiederverwendung zu ermöglichen, müssen Baupraktiken überdacht werden. Der aktuelle Trend, Materialien mit Klebstoffen zu verkleben und komplexe Baugruppen herzustellen, erschwert die spätere Trennung. Es besteht der Ruf, Strukturen zu entwerfen, die eine einfache Demontage und die Trennung von Materialien am Ende ihres Lebenszyklus ermöglichen.